Men at Work - Part I

Es war eine Baustelle, wie alle andere auch... humm, eigentlich ja. Aber sie war doch ein wenig anders... auf ihre Art.

 

Es war spät mittags im November, als ich am Strand einen Spaziergang machte. Ich blickte auf eine Mauer runter in Richtung Strand, die Mauer verlief über eine Höhe von 40 Meter über dem Meer. Man hat auf der Höhe das Privileg, eine fast elitäre Aussicht zu haben und genießen zu können. Alles sieht und wirkt wie eine Miniatur aus und lässt einem selbst viel Raum für Phantasien...Elitär, von ganz "oben" die Welt zu betrachten. Ganz weit weg, direkt an der Kurve, steigt eine Staubwolke auf, Maschinen und Bauarbeiter sind nicht zu sehen, dafür aber der Krahn ganz deutlich. Der Weg dorthin führt nur über den Strand. Runter zum Strand ist schon anstregend genug. Das schreibe ich, weil ich kurz darauf wieder hinauf gelaufen bin und einen Weg von drei Kilometern in Kauf genommen habe - Fotoaparat holen und wieder zurück zum Strand, zu Fuss. Die Entfernung war nicht das Problem, sondern die Sonne, die perfekt stand, und das wollte ich nicht verpassen. Ich würde zurückfahren und am nächsten Tag wiederkommen, um die Fotos zu machen, wenn nicht anders möglich. Eines stand fest, ich musste die Baustelle dokumentieren, ich war wie ein kleines Kind, total fasziniert...

Als ich wieder am Strand war, schaute ich noch eine ganze Weile den "Männern" und den Bewegungen am Bau zu. Es wurde gerade eine neue Mauer auf einer Länge von vielleicht 80 Metern erbaut, die Monate zuvor das Meer mit voller Wucht weggespült hatte. Ich versuchte, zuerst einmal Anhaltspunkt und eine gewisse Ordnung im Kopf finden. Es gab so viel gleichzeitig zu sehen, und für mich war es schwierig, eine einzelne Aktion genauer anzuschauen, weil immer gleichzeitig anderes Interessantes passierte. Die "Bohrmaschine" hat mich zuerst gefesselt, die Maschine war nicht sonderlich groß, aber sah aus wie ein "Panzer". Nicht weil sie einen Höllenkrach an der Wand gemacht hätte, um die Felsen zu bohren. Nein, weil diese Maschine wie eine Kriegsmaschine aussah. Die Bohrer können in alle Himmelsrichtungen gedreht werden, und können natürlich auch in alle Himmelsrichtungen bohren. Der hydraulische Arm erinnert an "Alien-Das unheimliche aus einer fremden Welt". Science-Fiction-Horror. 

Die Baustelle lag direkt an der Meeresbrandung. Es ist ein Weg aus Steinbrocken zwischen Felsen und Brandung angelegt, damit die Kriegsmaschine überall an die Wand kommt. Die Männer arbeiteten wie Ameisen. Bohrer einbauen, Bohrer ausbauen, Kabel ziehen, Beton tragen und auftragen. Unter was für Bedingungen. Wand auf und ab, die Höhe, die Brandung im Nacken, und Schwerstarbeit.

Die Hände der Männer, was für Geschichten die erzählen würden, wenn sie sprechen könnten. Den Staub, den sie nach Hause "mitgenommen" haben. Wie sie verstaubt ihre Kinder empfangen haben. Wie sie ihre Frauen angeschriehen haben, weil sie den ganzen Tag der Lautstärke ausgesetzt waren und der Tag nicht gut gelaufen war. Wie viele den Weg der Unzufriedenheit finden und trinken, um die Arbeit zu vergessen. Und wie Sie an den kommenden Urlaub denken, und nur ans Geld denken, das sie durch die harte Arbeit verdienen und an all das, was wir uns vorstellen können. Und doch arbeiten sie für uns, für unser Wohlbefinden, ohne dass wir es "sehen".

Wie oft sind wir zu Fuß gelaufen oder spazieren gegangen, und was für ein schöner Weg war es. Wie oft sind wir mit dem Fahrrad gefahren, wie oft sind wir Auto gefahren in versteckten Ecken auf der ganzen Welt, und wie oft haben wir es bewundert, wie schön es dort oben war und ist. Oft ist der Tunnel gesprengt oder mit Hammer, Meißel und Handkraft erbaut. Wie viele Stunde muss jemand auf den Knie sein, um einen Weg zu flastern? Was muss ein Arbeiter an der Autobahn ertragen, wenn die Sonne von oben "strahlt" und vom Boden der Asphalt nicht weniger brennt? Und wenn eine neue Brücke gebaut wird, wie Menschen in der Höhe schauckeln.

Klar, Arbeit ist Arbeit und wenn Männer dort sind, sind sie oft freiwillig dort, so wie wir auch unser Arbeit jeden Tag erledigen. Nur bewundere ich diese Leute, wie sie da so tapfer stehen. Wie dieser Männer an dieser Wand standen, ganz besonderes mit diesem "Kasten mit Rädern", mit einem kleinen Bohrer, und die Männer ohne Sicherheitsgurte, wie sie sich locker unterhalten haben neben dem großen Bohrer, wie laut das Gerät doch war. Es war Gewalt pur, der Boden wackelte noch auf 50 Metern Entfernung, die Bohrstelle spuckte kleine Steine aus, aber überwiegend Staub in Massen. Wir sind nicht alle Bäcker, Museologen, Arbeiter an der Autobahn oder Berufssoldaten, die in den Krieg ziehen, das ist auch gut so. Ich bewundere es trotzdem und habe sehr großen Respekt diese Menschen gegenüber. Die Baustelle hat mich fasziniert, und während ich die Bilder bearbeitet habe, sind mir erst die kleine Details aufgefallen, und genau die machen den Unterschied - die Details näher zu betrachten.

Die Aufnahmen entsprechen nicht der Originalgröße, es sind fast überwiegend Ausschnitte, da ich sehr weit weg stand und da die Baustelle gesperrt war. Ich hoffe, ich kann diese Situation und was ich dort "gesehen" habe, ein wenig nach außen transportieren. Mir hat es unglaublich gut gefallen, ich saß auf einem Felsen, habe alles genau verfolgt, und auch die Brandung hatte ich im Auge. Denn es passiert ganz schnell und schon liegt man planlos im Wasser...