Spuren suchen, Part I: Figueiró - Lixa - Portugal

Diesmal fing alles ziemlich planlos an...

Mein Neffe, 11 Jahre alt, wollte nach dem Mittagessen mit seinem Roller die Gegend erkunden. Wir waren zu Besuch im Hinterland bei meine Cousine, die ich mehrere Jahre nicht gesehen hatte. 30 Jahre nicht gesehen um genau zu sagen. Das Wetter war zwar nicht das Beste, aber immer noch besser raus, als zu Hause rosten!

 

Eins muss fest gehalten werden: Wir kannten uns in dieser Gegend überhaupt nicht aus, da wir zu Besuch waren. Also dachten wir nix wie los und folgten der Straße vor dem Haus. Wir bogen links ab..., wieder links..., dann rechts usw. Nach einer Weile war die Straße zu Ende. Für uns kein Grund zu kehren und so sind wir weiter gelaufen. Der Kleine kam mit seinem Roller nicht mehr vorwärts und so mussten wir ihn eben tragen. Aus dem Weg wurde ein Pfad...bis wir schließlich am Ende von allem waren...eine Mauer!

Ganz unten lief jemand und trug so viel Heu, dass wir nur die Stiefel sehen konnten und das machte uns sehr neugierig. Wir liefen die Mauer entlang bis wir dann an einem Hof kamen. Dort sahen wir rechts ein Gebäude, dessen Wände über den Türen vom Rauch verfärbt waren. Es war dunkel, weil inzwischen die Wolken sehr dicht geworden waren. Der Gang wirkt trostlos, durch die dunkler Farben und den von Feuchtigkeit gezeichneten Wänden, aber es war für uns wahnsinnig reizvoll. Wir liefen dort hin. Durch die Dunkelheit im Raum, bemerkten wir erst kurz davor, dass es sich um eine Küche handelte.

Die Wände waren von Jahre langem offenen Feuer schwarz verrußt und am Boden Töpfe aus Ton und Gusseisen und  andere Küchenutensilien. Es war eine ganz besondere Atmosphäre, dunkel, verraucht und alles war relativ klein. Die Spühle, der Tisch, die Bänke waren niedriger als gewöhnlich. Plötzlich trat die Person ein, welche wir zuvor von der Mauer aus gesehen hatten. Ein alte Mann sprach ganz freundlich und fragte, was die "Leute" aus der Stadt hier verloren hätten, da sonst niemand vorbei kommen würde! Es entwickelte sich ein ganz tolles Gespräch. Ich erzählte ihm, wie schön für mich damals das Landleben war und wie ich es empfunden habe. Darüber, dass die Küche auch so verraucht war und wie toll die Abwechslung zwischen Stadt-und Landleben wahrgenommen habe. Er wiederum erzählt uns wie es so war, als seine Kinder noch zu Hause wohnten. Sie waren eine Familie mit acht Personen. Alle haben zusammen gearbeitet und zusammen gespielt, alles war voller Leben! Und jetzt ist das Becken leer, der Hof leer und keiner mehr hier, außer er und seine Frau. Die Stadt "gibt" Ihnen allen ein besseres Leben... Ich nutzte diesen Augenblick aus und das Bild von dem alten Mann in seiner Küche zu machen.

Es war der Augenblick als er sehr nachdenklich und melancholisch wurde. Sein Ausdruck des Mannes zeigt seine Resignation und spielgelt doch gleichzeitig einen sehr starken und schönen Moment. Ich kann daran vieles "sehen" und wieder erkennen...

Der Mann hat uns einiges gezeigt.

Und er hat uns auch seiner Frau vorgestellt. Sie arbeitete im Hinterhaus vor sich hin.

Als ich sie bat, sich von mir fotografieren zu lassen, wollte sie unbedingt frische und saubere Kleider anziehen. Die Frau meinte, in so einer Figur sollte man nicht abgelichtet werden. Ich erklärte ihr, dass dies gar nicht notwendig sei, sondern ein Bild mitten aus dem Leben zeigen würde. Es fiel ihr zwar schwer es zu verstehen, aber kam meiner Bitte nach.

Am Ende, als krönender Abschluss, sollte ich den Wein probieren und natürlich auch reichlich trinken, was ich sehr gerne getan habe. Wir erlebten ein wunderschöner Nachmittag und mein Neffe wollte gar nicht mehr nach Hause gehen. Genau wie ich war er total fasziniert von der Gastfreundlichkeit, der Spannung und den langen Geschichten, die wir uns gegenseitig erzählt haben. Wir verabschiedeten uns sehr herzlich und ich versprach wieder zu kommen.Der alte Man zeigte uns zum Schluss, all die verlassenen Häuser wo es einst überall all von Menschen wimmelte. Doch jetzt bleibt alles leer, neue leere Räume entstehen. Der ganze Hang besteht aus verlassenen Häusern...

...ich werde sie wieder besuchen..